Enni Wedekind .... 

besser spät als nie....

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UNSERE WELT:

Corona Schlaflied





Wenn eine Mutter stirbt

Was haben wir getan
Was haben wir dir, Mutter Erde, angetan?
Du hast uns geboren
Du hast uns versorgt
Du hast uns alles gegeben
Was wir brauchen zum Leben
Und was tun wir
Und was tun wir, Mutter Erde, mit dir?



Wir töten dich
Wir töten dich, Mutter Erde, langsam
Damit es dir weh tut
Damit du leiden musst
Sehen zu, wie du dich quälst
Nehmen dir alles, was dich erhält
Warum tun wir das
Warum,  Mutter Erde, tun wir dir das an?



Wir sind so
Wir sind so, Mutter Erde, so erbärmlich
Weil wir hungrig sind
Weil wir gierig sind
Der Neid steuert unser Tun
Raffen ohne jemals auszuruhn
Suchen die Macht
Suhlen, Mutter Erde, uns in der Macht!



Weil wir es können, weil wir so sind
Weil wir alles töten, was du uns gibst



Du gabst uns das Feuer, wir verbrennen dich
Du gabst uns das Licht, wir sehen trotzdem nicht
Du gabst uns Wasser, wir lassen Leben verdursten
Du gabst uns die Luft, die wir gekonnt verpesten



Du gabst uns den Himmel, wir schützen ihn nicht
Du gabst uns die Liebe, wir verrieten auch sie
Du gabst uns das Leben, wir danken dir es nicht
Du gabst uns die Worte, wir verschwenden sie



Du gabst uns die Freiheit, wir nahmen den Käfig
Du gabst uns den Stolz, wir lieben es überheblich
Du gabst uns die Kinder, wir verderben sie
Du gabst uns die Ideale, wir verrieten sie



Die Musik missbrauchen wir für Hass
Für die Wut opfern wir den Spass
Für den Krieg opfern wir den Frieden
und für die Befriedigung das Lieben



Mutter Erde, wir haben dich nicht verdient
wenn man dein langsames Sterben sieht
Wir geben Millionen aus, für Luxus ohne Pause
begreifen nicht, nur du bist unser Zuhause
Aggressiv setzen wir dich, unsere Heimat, aufs Spiel
Mutter Erde, erziehe uns, es läuft alles schief



Wir sind nicht mehr auf der Überholspur
Wir sind auf dem Weg der Verlierer
Die Erde zerbricht, nichts, rein gar nichts bleibt von uns über
Wir verglühen in Raum und Zeit
Wir waren nur eine Laune der Ewigkeit
Das Universum wird es genießen
Und niemand wird uns je vermissen.  E.W



 

Bete für mich

  

Sanft legte die Nacht einen Schleier über die Kanonen                                                                                      Der Himmel glüht, als ob tausend Feuer drin wohnen                                                                                     Bete für mich,                                                                                                                                                                  Wenn du kannst, in mir brennt die Angst

 

Er sah mich nicht kommen                                                                                                                                    Sah nicht die Angst auf meinem Gesicht,                                                                                                                Hatte die Hände zum Gebet erhoben.                                                                                                                   Als ihn meine Kugel traf,                                                                                                                                             Flehte er den Himmel an,                                                                                                                                         Mit dem Bild seines Sohnes in der Hand.

 

Bete für mich

Daß ich ertragen kann,

Wenn Hiobs Schockwellen rasen über meine Haut.

Bete für mich,

Daß ich nicht vergessen kann, wie die Angst mich anschaut

bete für mich

Wenn die verdammte Scham, meine Seele zerfrisst.

Bete für mich,

dass ich weinen kann, wenn mein Herz in Ketten liegt

und den Hass trinkt.


Bete für mich,

Dass ich beten kann,

Denn betende Hände sind leer,

Sie halten nie mehr ein Gewehr.


Ich kniete neben ihm im Sand

Mein Gewehr fiel auf verbrannte Erde.                                                                                                                     Ich vergrub das Gesicht in dieser Hand,                                                                                                                     Die dem Sohn den Vater nahm,                                                                                                                          Fassungslos vor Scham.                                                                                                                                          Ich war es, der dem Jungen das Lächeln nahm.


Mein Sohn fragt später, mit hellem Glockenton, 
Wer ist der Junge, auf dem Bild dort an der Wand?

Ich flüstere mein Gebet, seh auf meine Hand…


Schlaf Junge, er ist von einem gefallenen Soldaten der Sohn.  E.W



Unsere Schicksale:



Unter Brücken 

 

Gesetze verbieten Brot zu stehlen

Und unter Brücken zu schlafen,

Aber sie gaben mir zum Leben

Keinen sicheren Hafen.

 

Das Eis unter meiner Brücke

War besonders dünn

Und mein Leben lief

Unter falscher Flagge.

Die Einsamkeit und Kälte

Waren besonders schlimm,

Und ich wusste nicht mehr

Wann, wie und warum

Ich mich und alles verloren hatte.


 

Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen

Suchte ich nen Platz zum Schlafen.

Ging hinunter zum Fluss,

War ohne Rechte und Pflichten

Und sah dunkle Gestalten.

Sie hockten ums Feuer,

Hey Fremder, setzt dich dazu

Höre unsre Geschichten.


 

Da saß ich mit Fremden im Kreis

Und hielt meine Hände zum Feuer.

Sie erzählten ihre Wahrheiten

Und ihre Augen brannten

Von trockenen Tränen.

Sie sagten, kommt vom  Rauch,

Nur im Schein der Flammen

Leuchteten sie kurz auf.


 

Ich dachte, ein heißer Tee wäre gut,

Denn in mir war alles kalt.

Der Wind peitschte den Schnee

Gnadenlos unter die Brücke.

Wir rückten enger zusammen,

Nur der Rauch des Feuers

Stemmte sich bedingungslos

Den Gewalten entgegen.


 

Mein Bett unter der Brücke hatte keine Daunen,

An Engel in der Nacht  konnte ich nicht glauben.

Mein Bett unter der Brücke war einsam und kalt,

Doch die Menschen dort gaben mir Halt.

Dieses  Gefühl von Freiheit, habe ich lange vermisst,

Fühlte nur noch eine Angst, die man nie vergisst.  E.W.




DER RETTENDE AST


ICH STEH AUF DER STRASSE, DAS TOR HINTER MIR
SCHLIESST SICH FÜR IMMER, ZU LANGE WAR ICH HIER
ICH LEHNE AN DEM BAUM, DEN ICH TÄGLICH SAH
HALTE MICH FEST UND BIN DEM HIMMEL SO NAH


ER WOLLTE DIE FREIHEIT, WAR GEFANGEN WIE ICH
NUR GESCHÜTTELT VOM STURM, BEUGTE ER SICH
DOCH WURDE ES STILL, RICHTETE ER SICH WIEDER AUF
STRECKTE SEINE FINGER, TROTZIG ZUM HIMMEL HINAUF


WER HILFT MIR JETZT DIE FREIHEIT ZU TRAGEN
WO IST FÜR MICH JETZT DER RETTENDE AST
BIST DU ES… DIE MICH JETZT LIEBT OHNE FRAGEN
BIST DU ES… DIE STARK GENUG IST FÜR MEINE LAST


UND WEHT DER WIND MIR KRÄFTIG INS GESICHT
ICH BEUGE MICH NACH VORN, BRECHE ABER NICHT
NICHT JETZT, NICHT MORGEN UND ZU KEINER ZEIT
BIN TIEF VERWURZELT UND ZUM LEBEN BEREIT


UND WERDE ICH SCHWACH DANN DENKE ICH DARAN
WIE EIN BAUM IM WIND MIR JEDE ANGST NAHM
AM RETTENDEN AST RICHTET MICH WIEDER AUF
DOCH DAS SCHICKSAL, DAS HALTE AUCH ICH NICHT AUF  E.W.